Freitag, 29. März 2013

Shortcuts: Die Rache des weißen Indianers, On the Run & The Devil's Rock

Die Rache des weißen Indianers


Enzo G. Castellari schuf 1976 mit Keoma den endgültigen Italowestern, der Stil und Narration des Subgenres verdichtete und zudem mit Django-Darsteller Franco Nero aufwarten konnte. Fast 20 Jahre später entstand diese indirekte Fortsetzung in einer Zeit, in der Filme im Wilden Westen keine bedeutende Rolle mehr spielten. So gerät Die Rache des weißen Indianers zu einem Abgesang auf das gesamte Genre, wie einst der Italowestern eine Dekonstruktion des US-Westerns war. Statt Revolverheldentum herrscht nun eine von Der mit dem Wolf tanzt inspirierte Naturromantik: Der Protagonist Jonathan (Franco Nero) wuchs nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern durch Banditen bei Indianern auf und hatte zudem einen Bären zum Freund. Sein Leben lang jagte er dann die damaligen Mörder und galt unter Weißen stets als Außenseiter. Auf seine Kindheit verwendet der Film sehr viel Zeit, Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander, als Jonathan in seine Heimat zurückkehrt. Dieses Stilmittel kam auch schon in Keoma zum Einsatz, leider wird sonst kaum etwas übernommen - keine verspielte Bildmontage, harte Action oder lockeren Sprüche. Gleichzeitig ist der zähe Einstieg für die Handlung nicht so wichtig, wie ihm Platz eingeräumt wird, mag aber verdeutlichen, was durch den technischen Fortschritt verloren zu gehen droht. Denn auf dem Gebiet von Jonathans Indianerstamm wurde Öl gefunden und ein "zivilisierter" Geschäftsmann (John Saxon) kommt in das benachbarte Dorf, um die Bewohner der heruntergekommenen Siedlung auf die rücksichtslose Ausbeutung des schwarzen Goldes einzuschwören. Zufällig ist er auch einer der Mörder von Jonathans Eltern, räumt aber paradoxerweise erst einmal eine Menge anderer Widersacher von Jonathan mit seinen eigenen Handlangern aus dem Weg. Eine große Konfrontation zwischen Indianern und Weißen ist unausweichlich und nachdem sich Staub sowie Pulverdampf gelegt haben und die Kamera lieber stürzende Pferde als sterbende Menschen zeigte, ist das Dorf vom Mann entvölkert. Es werden jedoch immer welche wiederkommen, meint die Oberhure und lässt den Saloon mit einem archaischen Staubsauger reinigen. Aus der Zeit gefallen ist Die Rache des weißen Indianers ein interessanter Post-mortem-Blick aufs Genre, jedoch nie so entfesselt oder grotesk wie zu dessen Hochzeit ein Viertel Jahrhundert früher.

DIE RACHE DES WEISSEN INDIANDERS bzw. JONATHAN DEGLI ORSI von Enzo G. Castellari (R, B) und Lorenzo De Luca (B), Italien/Russland 1994, IMDb, RT, FZ

On the Run


Franck Adrien (Albert Dupontel) sitzt im Knast und harrt seiner nahenden Entlassung, um die draußen versteckte Beute mit seiner Familie zu genießen. Doch er vertraut den falschen Leuten und muss bald ausbrechen. On the Run ist unübersehbar französisch: Markante und gestandene Männer, schöne Frauen, helle Farben, aber stets düstere Abgründe am Bildrand. Leider schielt der Film zu sehr auf den Mainstream und untergräbt fortwährend seine unangenehmen und brutalen Szenen. Und die Flucht vor der Polizei ist schon sehr konstruiert, wenn man beispielsweise die Trefferausbeute bei Schießereien betrachtet. Das nachgeschobene Happy End passt dazu perfekt, leider.

ON THE RUN bzw. LA PROIE von Eric Valette (R), Laurent Turner (B) und Luc Bossi (B), Frankreich 2011, IMDb, RT, FZ

The Devil's Rock


Kurz vor dem D-Day: Captain Grogan (Craig Hall) und Sergeant Tane (Karlos Drinkwater) sollen die deutsche Geschützstellung auf einer einsamen Insel sprengen. Doch irgend etwas scheint dort vorgefallen zu sein bei all dem Blut und den Schreien. Und der letzte überlebende Nazi Meyer (Matthew Sunderland) warnt vor einer angeketteten Frau (Gina Varela)... Mal wieder Nazis und Dämonen, mal wieder nicht gelungen! Der atmosphärische und ruhige Beginn mit unheimlicher Musik lässt noch hoffen, aber schon bald versandet das höllische Kammerspiel. Was genau vor dem Eintreffen der Protagonisten passierte, bleibt auch unklar. Eine Menge zerfetzter Körper täuscht nur kurz darüber hinweg, dass das Budget kaum Splattereffekte hergab. Selbst der - keine Überraschung - weibliche Dämon ist meistens von menschlicher Gestalt und verwandelt sich außerhalb der Kamera. Der Machtkampf der Beteiligten und die Verwirrspiele der Dämonin sind durchschaubar und abwechslungsarm. Kaum mehr als ein aufgeblasener Kurzfilm.

THE DEVIL'S ROCK von Paul Campion (R, B), Paul Finch (B) und Brett Ihaka (B), Neuseeland 2011, IMDb, RT, FZ

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