Sonntag, 22. Juli 2012
Death Race (Seifenkistenrigorosität)
Posted on 13:31 by HomiSite
Harte Kerle, heiße Schlitten, taffe Chicks und tödliche Wummen - diese explosive Mischung funktionierte bereits 1975 in Frankensteins Todesrennen, das sich David Carradine und Sylvester Stallone lieferten. Paul W. S. Anderson versetzte seine Neuinterpretation in die, äh, ferne Zukunft des Jahres 2012 und ließ Jason Statham im Rennauto Platz nehmen. Aus der damaligen Rallye, in der sich die Fahrer mit waffenstarrenden Wagen jagten und nebenbei möglichst viele Zuschauer überfahren mussten, wurde der Zynismus abgelassen: Nun rasen bloß noch Häftlinge auf abgesperrten Kursen, aktivieren ihre Kanonen per Mario Kart-ähnlicher Streckenmarkierungen und treiben die Pay-per-View-Zahlen für die eiskalte Gefängnisvorsteherin (Joan Allen) in die Höhe. Und während Carradines Frankenstein eine gesellschaftliche Mission verfolgte, will Statham nur freigelassen werden, um bei seiner kleinen Tochter sein zu können - und vorher am besten noch den Mörder seiner Frau erledigen. Immerhin beweist Anderson etwas subversiven Humor, wenn die weiblichen Beifahrerinnen mit Quotendruck erklärt werden und dann natürlich lasziv in Zeitlupe aus einem Bus steigen; der Zuschauer ist eben der Zuschauer.
Nach einer halben Stunde samt ein wenig Knastalltag und Meinungsverschiedenheiten mit anderen Gefangenen geht es endlich auf die Piste. In drei Etappen wird die brutale Straßenhatz ausgetrage, in der nach und nach die Fahrer blutig das Zeitliche segnen. Die werden zwar zwischendurch mit ihren Autos in typischer US-Sportinszenierung vorgestellt, aber die zwar unterschiedlichen Fahrzeugtypen sind in der Hitze des Rennens nicht so einfach zu unterscheiden, weil mit farblich einheitlichen Panzerplatten verstärkt. Wenn dann noch die recht hektische Montage zum Einsatz kommt, leidet die Übersicht. Zugutehalten muss man Death Race jedoch, dass die Autoszenen offenbar ohne weitreichenden Computereinsatz fabriziert wurden - hier kracht echtes Metall aneinander und vergeht in echten Explosionen.
Das Finale führt schließlich zu einem klassischen Happy End, kann jedoch vom Krawallfaktor frühere Actionszenen nicht toppen - das Budget war wohl leider schon aufgebraucht. Dafür ließ sich mehrfach Ian McShanes herrliche Gesichtsakrobatik bewundern, der sich manchmal amüsiert zu fragen scheint, wo er sich gerade befindet. In einem Paul-W.-S.-Anderson-Film: Erwartungen halbieren und dann Spaß haben.
DEATH RACE von Paul W. S. Anderson (R, B), USA 2008, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Universal Pictures
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