Samstag, 21. Juli 2012
X-Men: Erste Entscheidung (Lehrerzimmer)
Posted on 16:11 by HomiSite
Nach der erfolgreichen X-Men-Trilogie (2000-2006) schildert der Ableger First Class bzw. auf Deutsch dumpf Erste Entscheidung die frühen Jahre der zentralen Figuren Charles "Professor X" Xavier und Erik "Magneto" Lehnsherr, wie sie die X-Men gründen und sich schließlich entzweien. Ihr Konflikt ist dabei schon vorgezeichnet: Lehnsherr (kernig: Michael Fassbender) wird im Konzentrationslager aufgrund seiner Mutantenkräfte zum Versuchstier der Nazis und muss den Tod seiner Mutter durch die Hand Klaus Schmidts (grinsend: Kevin Bacon) mitansehen. Xavier (bubihaft: James McAvoy) dagegen wächst wohlbehütet auf einem riesigen Landsitz heran und nimmt nebenbei die Gestaltwandlerin Raven "Mystique" Darkholme (Jennifer Lawrence) auf, die eines Nachts von irgendwoher im Haus auftaucht.
In den 1960ern ist der verschlossene Erik Lehnsherr von Rachsucht getrieben und jagt den Nazi-Wissenschaftler Schmidt, während Charles Xavier ein neugieriger Lebemann ist. Da Schmidt - selbst ein übermächtiger Mutant - mittlerweile als Sebastian Shaw die diffuse Vision eines postapokalyptischen Reiches unter seiner Herrschaft verfolgt und dafür den Kalten Krieg zwischen USA und UdSSR anheizt, schließen sich Lehnsherr und Xaver zusammen. Für die CIA beginnen sie, systematisch das Mutantenphänomen zu erforschen und weitere Vertreter zu finden und auszubilden.
Die Suche nach weiteren Mutanten stellt eine launige Rundreise von Lehnsherr und Xavier dar inklusive einiger Gastauftritte späterer Superhelden. Schließlich ist eine Handvoll Halbstarker versammelt und die Ausbildung in ihren jeweiligen Kräften beginnt (hier vollzieht der Film plötzlich einen Stilwechsel und benutzt Splitscreens). Sebastian Shaw mag aber keine potentiellen Gegenspieler und startet einen eindrucksvollen Angriff, der Opfer sowie schwer nachvollziehbare Seitenwechsel mit sich bringt. Grundsätzlich ist die Action in First Class angenehm übersichtlich und trotz fliegender und (etwas zu oft) teleportierender Mutanten vergleichsweise bodenständig inszeniert. Diese Bodenständigkeit des Films wird nun aber dadurch untergraben, dass die 60er Jahre sachlich und nicht als poppige Swinging Sixties gezeigt werden, aber Shaw und seine Helfer dabei aus dem Rahmen fallen: Während Lehnsherr, Xavier und deren Schützlinge noch auf der Suche nach ihren Superheldenidentitäten sind, treten Shaws Mutanten, deren Herkunft völlig unbeleuchtet bleibt, von Anfang an überzeichnet auf, posieren in Kämpfen und schippern sonst in einem luxuriösen Mini-U-Boot wie James Bond-Schurken durch die Weltmeere.
Die "Origin Story" von Professor X und Magneto bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil wie eingangs geschildert die Charakterunterschiede der beiden schon früh bekannt sind und ihre Jugend übersprungen wird. In den 60ern sind die beiden gestandene Männer und Vorbilder für ihre Mutantenschüler; es wäre spannender gewesen, wenn sie noch nicht so gereift wären. Die Schüler der "First Class" bleiben übrigens insgesamt farblos, bekommen jedoch angemessene Einzelszenen spendiert. Der Bruch von X und Magneto ist schließlich nachvollziehbar und durchaus dramatisch, weniger zwingend ist Mystiques bekannter Schulterschluss mit Magneto (wahrscheinlich gefällt ihr sein Schutzhelm - in Soviet Russia, a helmet wears you).
X-Men: First Class unterhält dank einiger durchaus interessanter Figuren und der gewitzten Umdeutung der Kuba-Krise, mäandert aber zwischen Comicrealität und Realismusanspruch. Gelungen sind dafür die Action (wenn auch nicht herausragend), die Spezialeffekte (bis auf Totalausfälle wie beim Mutanten Beast) und meistens auch die Logik. Das war in anderen X-Men-Filmen nicht immer der Fall.
X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG bzw. X-MEN: FIRST CLASS von Matthew Vaughn (R, B), Ashley Edward Miller (B), Zack Stentz (B) und Jane Goldman (B), USA 2011, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © 20th Century Fox
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