Sonntag, 9. Dezember 2012

All the Boys Love Mandy Lane (Sommergefühle)


Ein blümchenverziertes Oberteil und die gaffend-sehnsüchtigen Blicke ihrer pickeligen Mitschüler, erst dann wird ihr formvollendetes Gesicht gezeigt: Mandy Lane (Amber Heard) ist das schönste Mädchen an der Schule. Keine Cheerleaderin, die mit dem Kapitän der Sportmannschaft liiert ist, stattdessen lässt sie die Jungs beim Sprint hinter sich. Unnahbar und unberührt, Ruhepol als auch Fremdkörper in einer gierigen Teenagerwelt aus Alkohol, Drogen und Sex. Trotzdem sagt Mandy zu, als eine kleine Partyclique sie auf eine alte Ranch einlädt. Wer Mandy Lane in der ländlichen Abgeschiedenheit endlich herumbekommen wird, ist das Hauptthema unter den männlichen Begleitern. Doch ein ungebetener Gast möchte dabei ein Wörtchen mitreden, mit endgültigen Argumenten...

All the Boys Love Mandy Lane macht bereits im Vorspann keinen Hehl um seinen Inhalt, obwohl eingangs noch ein Jugenddrama um Außenseitertum möglich scheint. Durch leichte Verschiebungen verschleiert er seine typischen Slasher-Bestandteile oder überhöht sie: Mandy Lane unübersehbar als unschuldige Heldin im Kreise "verdorbener" Jugendlicher, die komplett unsympathisch ihren Dauertrieben folgen. Der obligatorische Killer ist dann jedoch wenig bedrohlich oder mysteriös und bedient kaum das Klischee der blutig-kreativen Tötungen. Ebenso verkürzt gerät die Phase des Terrors, in der nach ersten Verlusten die Gefahr erkannt wird. Aber der schlussendlich dargebotene Ausgleich für diese Genrevariationen kann nur bedingt überzeugen, entschädigt nicht für eine weitgehend träge Handlung. Uninteressant ist die Auflösung keineswegs und auch passend zum Film, bleibt indes eine Idee ohne konsequente Ausarbeitung. Da nützen auch keine Amber Heard oder künstlerisch fotografierte, letztlich ziellose Einstellungen - gescheiterte Ambitionen erdrücken All the Boys Love Mandy Lane: Immer noch ein Slasher und dazu ein langweiliger.

PS: In den Kommentaren ein paar Worte zur Auflösung (Spoiler).

ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE von Jonathan Levine (R) und Jacob Forman (B), USA 2006, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Universum Film/Senator

1 Kommentar:

  1. SPOILER!

    Im Prolog des Films hat Mandy Lane - als einzige mit komplettem Namen - einen besten Freund (nicht Boyfriend), der dann Schuld am Tod eines Mitschülers hat. Dieser Freund ist dann tatsächlich der Killer, der genretypisch also schon früh eingeführt wird. Dementsprechend zögert der Film die Identität des Killers nicht wirklich lange hinaus.

    Die eigentliche Auflösung AKA Twist ist dann, dass Mandy Lane in den ganzen Mordplan eingeweiht war und die letzte Teenagerin eigenhändig tötet. Im klassischen Slasherfilm stand der Killer meist für ein christlich-reaktionäres Korrektiv der Erwachsenenwelt gegen die "Ausschweifungen" der Jugend. In diesem Film kommt dieses Korrektiv jedoch aus der Mitte der zukünftigen Opfer, Erwachsene sind gar weitestgehend nicht existent. Eine klare Motivation Lanes scheint der Film jedoch nicht zu geben, begnügt sich also mit dieser Idee.

    So wie der männliche Killer eigentlich vorweggenommen wird, so mag auch Mandy Lanes Gesinnung früh durchscheinen: Auf einer hemmungslosen Poolparty lässt sie ihre Blicke schweifen, offenbar in (versteckter) Abscheu. Gleichzeitig gibt es mehrere Szenen, wo sie kurz kokettiert. Und am Ende schlägt sie den getroffenen Selbstmordpakt mit dem Killer, ihrem ehemals besten Freund, aus und tötet ihn. Damit ist sie auch die typische letzte Überlebende und hat zuvor den einzigen Erwachsenen und anderen Überlebenden "erwählt". In der Welt der Erwachsenen darf man ja endlich Sex haben.

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