Montag, 30. Juli 2012

John Carter


Der Mars ist doch nicht so unbewohnbar, wie wir glauben. Außerdem ist sein Name auch nicht Mars, sondern Barsoom. Das ist die Prämisse, von der im Film John Carter ausgegangen wird. Die Geschichte basiert auf dem knapp 100 Jahre alten Barsoom-Romanen von Edgar Rice Burroughs, der vor allem aufgrund seiner medial komplett ausgeschlachteten Tarzan-Bücher bekannt wurde.

Zwei der dort lebenden Völker kämpfen erbittert um die Vorherrschaft auf dem unwirtlichen Planeten. Die titelgebende Hauptfigur (Taylor Kitsch) hat zu Beginn des Films nichts mit dem Geschehen auf dem fernen Planeten zu tun, sondern ist Kriegsveteran der amerikanischen Südstaatenarmee im Virginia des Jahres 1867. Dem andauerndem Gefecht zwischen Nord- und Süd will Carter entgehen, da er seine Familie im Krieg verloren hat. Als einsamer Goldsucher startet er einen persönlichen Neubeginn und findet in einer geheimnisvollen Höhle ein Amulett, das ihn unversehens auf den Mars transportiert. Auf dem roten Planeten kann er, wahrscheinlich aufgrund der geringeren Schwerkraft, sehr weit springen und hat übermenschliche Kräfte.

Auch dort kann er dem Krieg nicht entfliehen, sondern gerät sofort zwischen die Fronten: Auf Barsoom gibt es neben den Tharks, einem Urvolk ähnlich den Indianern auf der Erde, die ökologisch angehauchten Heliumiten und die imperialistischen Zodangans. Die ganze, ziemliche komplexe Geschichte werde ich an dieser Stelle nicht nacherzählen: Grob geht um die (sehr hübsche) Prinzessin Dejah Thoris (Lynn Collins) auf der Seite der Heliumiten, eine Superwaffe in der Hand der Zodangans, eine politisch motivierte Zwangsheirat und viele überraschende Wendungen des Plots.

Es ist ein ziemliches Hin und Her und vor allem in der ersten Hälfte des Films äußerst anstrengend. Die Darsteller bleiben dabei relativ blass und werden von krachenden Explosionen, Kämpfen und Gefechten in den Hintergrund gedrängt. Die Szenerie auf Barsoom wirkt wie auf Tatooine gedreht und wenn Luke Skywalker um die Ecke kommen würde, wäre man nicht verwundert.

Dass der Film bei Star Wars abgekupfert hat, kann man ihm jedoch nicht vorwerfen - ist die 15-teilige Barsoom-Reihe ja etwa 70 Jahre älter. Zudem ist der Film stilistisch ein ziemliches Genre-Mash-up und nicht nur pure Science Fiction: Auch Genres wie der Sandalenepos und Western der 60er/70er Jahre werden hier durch den Mixer gezwirbelt und auf die Leinwand gesprenkelt. Mich persönlich hat der Film trotz seiner Opulenz nicht erreicht. Zu viele scheppernde, nichtssagende Action-Szenen hintereinander, zu viel Hin und Her und zu wenige Szenen, in denen ich mit John Carter und seinen Herkules-Kräften mitfiebern konnte.

Insgesamt ist John Carter kein wirklich schlechter Film, den massiven Untergang an den Kinokassen hat er nicht verdient. Der Grundplot gibt viel her, die Computer-Effekte sind Premium, aber ich bin einfach kein Fan von exzessiven Dauerschlachten auf der Leinwand - und mehr als Streiflichter auf die komplexen Charaktere werden in über zwei Stunden Laufzeit leider nicht geworfen.

JOHN CARTER von Andrew Stanton (R, B), Mark Andrews (B) und Michael Chabon (B), USA 2012, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Walt Disney

1 Kommentar:

  1. Ein paar Einlassungen des SF-Autors Thomas Höhl zum Film und Flop: http://hoehl.blogspot.de/2012/07/john-carter-zwischen-zwei-flop.html

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