Sonntag, 16. September 2012

A Lonely Place to Die (Trockenbrotzeit)


Eine Gruppe Bergsteiger findet im schottischen Hochland ein Erdloch mit einem gefangenen Mädchen darin, doch dessen Entführer schlagen blutig zurück. Mehr muss vorerst zum Inhalt nicht gesagt werden und das beeindruckende Gebirgspanorama samt erster Klettereinlagen lassen auf eine spannende Extremjagd über Stock und Stein hoffen. Obligatorisch wird die fünfköpfige Kraxeltruppe näher vorgestellt und es wird deutlich, dass Alison (Melissa George) die Protagonistin ist, während der dauernörgelnden Ed (Ed Speleers) die Geduld der anderen strapaziert, insbesondere die von Alex (Garry Sweeney), der mit Jenny (Kate Magowan), dem Hottie der Bergfreunde, zusammen ist. Psychologische Spannungen liegen in der Luft. Dann wird das Mädchen Anna (Holly Boyd) gefunden und die Gruppe trennt sich, um schneller die Polizei im nächsten Dorf benachrichtigen zu können - Handys funktionieren natürlich nicht.

Gelungen irreführend erfolgt der Auftritt der Entführer (Sean Harris und Stephen McCole), die zufällig in der Nähe sind und mal eben ein paar Wilddiebe killen. Denn ohne deren Gewehre würde der Film nicht funktionieren. Unsere Bergsteiger wissen noch nicht, dass sie verfolgt werden, und diese Ungewissheit transportiert A Lonely Place to Die ordentlich. Schnell gibt es die ersten Verluste, doch dauert es, bis überhaupt bemerkt wird, dass es keine tödlichen Unfälle waren. Leider entscheidet sich der Film gegen echte Verfolgungsjagden: Die Protagonisten rennen zwar hochdynamisch gefilmt davon, aber die beiden Schufte mit ihren erbeuteten Präzisionsgewehren ballern bloß entspannt hinterher. Von steilen Felswänden und tiefen Abgründen ist alsbald nichts mehr zu sehen, stattdessen ein lichter Gebirgswald. Die angedeuteten psychologischen Konflikten innerhalb der Gruppe entladen sich nicht, jegliche Charakterisierungen zu Beginn verpuffen und emotional bewegt von den Schicksalen ihrer Freunde ist auch niemand.

Das Gebirge ist ein harter und gefährlicher Ort, aber der Film lässt eine gewisse Physis vermissen: Die Gejagten leiden und bluten kaum, ein verstauchter Knöchel ist das Schlimmste, was ihnen passiert (außer halt unter saftigen Blutfontänen erschossen zu werden). Schlussendlich wird das abendliche Dorf erreicht, in dem ein nicht näher erklärtes Straßenfest mit wild bemalten Highlandern und halbnackten Tänzerinnen stattfindet. Zwischenzeitlich wurde noch eine dritte Partei eingeführt, der viel zu viel Zeit gewidmet wird und die Geschichte mit unnötigem Gelaber weiter ausbremst (wahrscheinlich freuten sich die Macher, dass sie Karel Roden verpflichten konnten). In den belebten Gassen laufen sich dann alle Beteiligten andauernd über den Weg, einige Passanten werden zu Kollateralschäden, während sich Alison strunzdumm verhält. Wer auf den typischen Gegenangriff der Heldin nach langem Leiden hofft, wird enttäuscht. Dies kann A Lonely Place to Die aber kaum weiter schaden, zu gewöhnlich und spannungsarm wurde bereits auf das Ende zugegangen. Und wenn einer der Entführer sich dann noch eine Schweinsmaske aufsetzt und mehrmals ein Grunzen (!) beigeschmischt wird, könnte man darüber fast den unsäglichen Einsatz viel zu zahlreicher Zeitlupenszenen vergessen.

30 Sekunden soll der freie Fall dauern, wenn man von der Eiger-Nordwand stürzt, wird einmal gesagt. Ganz so schnell passiert der qualitative Absturz von A Lonely Place to Die nicht, der Aufprall ist aber ähnlich schmerzhaft.

A LONELY PLACE TO DIE - TODESFALLE HIGHLANDS von Julian Gilbey (R, B) und Will Gilbey (B), UK 2011, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Ascot Elite

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