Freitag, 10. Oktober 2014

Under the Skin

Under the Skin erzählt wenig und erklärt nichts. Und er zeigt oft nichts - gefühlt minutenlange Einstellungen ohne Bewegung, nicht von der Kamera, auch nicht im Bild. Oder es ist überhaupt nichts zu sehen außer Schwärze. Vielleicht damit der Zuschauer narrative Leerstellen im Geiste füllen kann. Erfüllend ist dies jedoch nur bedingt, denn Under the Skin ist kein Film des Inhalts, die Ansatzspunkte zur Interpretation erscheinen ebenso umfänglich wie flach.

Under the Skin ist stattdessen ein Film der Bilder und der Töne. Langsam, diffus als auch offensichtlich beginnt der Film im Weltraum und man mag an die Eröffnung von Terrence Malicks The Tree of Life denken. Doch statt erhabenem Gesang wummern hier Geräusche, die als Lärm bezeichnet werden könnten - nicht zum letzten Mal. Die Bilder des Films wechseln zwischen artifiziellen Sequenzen und der fast dokumentarisch festgehaltenen Autofahrt Scarlett Johanssons durchs raue Schottland. Sie sucht Männer, einsame Männer, und verlockt diese mit der Aussicht auf unerwarteten Sex. Immer wieder und ausschließlich, mehr scheint die Namenlose nicht zu tun.

Under the Skin fordert den Zuschauer, nicht vom Verstand, sondern von der Ausdauer her. Das kann man dem Film positiv als auch negativ anrechnen. Er überrascht mit seinen Bildern, gibt sich jedoch nicht dem fortwährenden Farbrausch hin. Er lockt mit Scarlett Johanssons in dichtem Haar fast verschwindenden Gesicht und verweist damit fast schon dreist auf seinen Plot.

Under the Skin ist ein Erlebnis, das ohne Vorkenntnisse auf der großen Leinwand erfahren werden sollte (das teils unverständliche schottische Englisch passt gar zur allgemeinen Wortkargheit). Aber wenn der Zuschauer abseits des gängigen Blockbuster- und Arthouse-Kinos etwas bewandert ist, so ist es kein Film, der verstört. Emotional versucht er es nicht einmal ernsthaft und audiovisuell setzt Regisseur Jonathan Glazer (Sexy Beast) auf gezielte Reize. Kein "Mindfuck", sondern ein schleichender Trip mit harten Spitzen.

UNDER THE SKIN von Jonathan Glazer (R, B) und Walter Campbell (B), UK/USA/Schweiz 2013, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Film4/BFI/Senator

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