Sieben Jahre dauerte es, bis Zack Snyders
300 eine Fortsetzung erhielt. Zwar war die Verfilmung des gleichnamigen Frank-Miller-Comics einer der erfolgreichsten Kinostarts 2007, aber die Geschichte weitgehend abgeschlossen - 299 Spartaner tot (Spoiler?). Wie gut, dass es damals nicht nur eine Schlacht bei den Thermopylen gab, sondern im Abwehrkampf gegen die Perser ungefähr zeitgleich die Seeschlacht bei Artemision.
Der Kriegsheld Themistokles (Sullivan Stapleton) versucht, eine griechische Armada aufzustellen und die nahende Perserflotte auf dem Meer aufzuhalten. Seine Überzeugungskraft kann leider nicht mit der seines gut aussehenden Körpers mithalten. Und so stellt er sich mit nur wenigen Schiffen, aber viel Kriegslist der riesigen Übermacht.
Rise of an Empire bietet mit Blick auf
300 eine ähnliche Ausgangslage als auch vergleichbare Erzählstränge: Statt der Geschichte Spartas wird nun eingangs der Ursprung des Perserkönigs Xerxes (Rodrigo Santoro) geschildert und die politischen Ränkespiele an der spartanischen Heimatfront werden durch griechische Verhandlungen um Kriegsbeitritt ersetzt. Beides dient vor allem dazu, die überlebenden Figuren bzw. Schauspieler aus
300 erneut aufzufahren.
Für die Haupthandlung sind die wiederkehrenden Charaktere wie Königin Gorgo (Lena Headey) und selbst Xerxes von geringer Bedeutung, der große Gegner Themistokles' ist Artemisia (Eva Green), die Kommandantin der persischen Flotte. Und Eva Green gibt wieder einmal alles: Die Inkompetenz ihrer Kapitäne nimmt sie gelangweilt und angenervt zur Kenntnis und rollt dabei mit ihren flackernden Augen. Statt sich aber später zu
entkleiden, hätte ihr finaler Kampf ausführlicher und spektakulärer sein sollen. (Okay, bitte beides! :-)
Womit endlich der eigentliche Kern der
300-Filme angesprochen wurde: Stilisierte Scharmützel vor kunstvoll verfremdeten CGI-Kulissen, halbnackte Männer im Todestanz zu energischer Musik, schwelgende Zeitlupen. All dies funktioniert hier hervorragend, ist jedoch seit
300 und der
Spartacus-Fernsehserie nicht mehr neu (letztere zelebriert die Gewalt stärker, während in
Rise of an Empire "nur" roter Lebenssaft aus dem Computer spritzt).
Ein dramaturgisches Problem sind die Seekämpfe selbst: Zwar sehen tosende Wellen und brechendes Holz toll aus - das wie immer mäßig sinnvolle 3D schluckt viel Helligkeit -, aber die Kämpfe Mann gegen Mann drohen dabei unterzugehen. Denn in
300 führten die Perser wie in einem Videospiel immer stärkere Gegner ins Feld, hier ist eine solche Steigerung leider kaum zu finden, einschließlich des wie erwähnt genügsamen Showdowns.
Und noch etwas fehlt:
300 verbreitete das strittige Welt- und Menschenbild der Spartaner in völlig überhöhten, aber dadurch umso unterhaltsameren Monologen und Ansprachen. Bei Themistokles' gemäßigteren Griechen ist davon nicht mehr viel zu spüren, was zum Teil auch an der etwas leidenschaftslosen Synchronisation liegen mag.
Alles in allem ist
Rise of an Empire für diejenigen empfehlenswert, die schon
300 mochten. Die Fortsetzung macht zwar nur wenig besser und einiges schlechter, aber das meiste ähnlich - ohne hohen Anspruch werden niedere Gelüste angesprochen. Und warum auch nicht.
300: RISE OF AN EMPIRE von Noam Murro (R), Zack Snyder (B) und Kurt Johnstad (B), USA 2014, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Warner Bros.